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DRUCKANSICHT

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Maschinen machen keinen Schalterdienst

Harald Kraus gibt weiterhin Kurse am Ticketautomaten.

07.8.2009 - Hans-Ulrich Weidmann

 

Die Initiative gegen die Schließung der Eislinger Postfiliale hat dem Postsprecher Gerold Beck entschieden widersprochen. Für die Aufrechterhaltung des Eislinger Postamts gebe es gute Argumente, erklärte Harald Kraus von der SPD, der zusammen mit anderen Postkunden eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben der Post durchführt.

Die Post versuche, so Kraus, mit dem Argument, eine private Postagentur könne längere Öffnungszeiten bieten, den bevorstehenden Kahlschlag zu begründen. „Ich frage Herrn Beck: Wieso soll es nicht möglich sein, dass die Post AG selbst in ihrer Filiale längere Öffnungszeiten einführt? Wer den regen Kundenbetrieb in Eislingen beob-achtet, kann nicht einsehen, warum der bisherige Service auf private Unternehmen verlagert werden soll“, wettert Kraus. „Die Post hat nach wie vor den Auftrag, die Daseinsvorsorge und die Kundennähe zu gewährleisten“, erklärte er. Ihre Pläne seien aber arrogant, destruktiv und keineswegs serviceorientiert, wie man es von einem Dienstleistungsunternehmen dieser Größenordnung erwarten dürfe. „Maschinen machen keinen Schalterdienst“, stellt Kraus fest und bekräftigt die Notwendigkeit einer guten Versorgung mit persönlicher und individueller Beratung durch erfahrene Postbedienstete. „Nur durch Privatisierung wird eine Leistung nicht automatisch besser“, behauptet Kraus.

„Man bekommt den Eindruck, dass die Deutsche Post AG sich selbst wegrationalisieren will“, schimpft der Eislinger Bürger. Sie wolle offensichtlich ihr eigentliches Geschäft gar nicht mehr betreiben und nur noch ein System aufbauen, das automatisch große Gewinne generiert. „So haben sich die Bürgerinnen und Bürger eine moderne Post jedenfalls nicht vorgestellt“, zeigt sich Kraus überzeugt. Offenkundig wäre dem Management eine Post am liebsten, die keine Kunden mehr braucht. „Sortiermaschinen, die jeden Tag Hunderttausende abwerfen sollen und mit Menschen nichts mehr zu tun haben – das ist die Vision der Postmanager“, bringt er seine Kritik auf den Punkt.

Auch an der Deutschen Bahn AG lässt Kraus kein gutes Haar. Nach der von ihm am Donnerstag durchgeführten „Automatenschulung“ auf dem Eislinger Bahnsteig habe sich eindeutig bestätigt, dass dessen Positionierung total falsch ist; denn während des gesamten Vormittags habe die Sonneneinstrahlung eine reibungslose Bedienung des ohnehin komplexen Apparats unmöglich gemacht. Am Nachmittag wiederhole sich im Übrigen dasselbe, wenn die Sonne von Westen her auf den Bahnsteig scheint. „Ausnahmslos jeder der Nutzer schimpfte, dass das Display nicht einsehbar ist, weil die Blendung beziehungsweise Spiegelung die Sicht auf die Menüfenster massiv einschränkt“, berichtet Kraus.

Kraus fordert von der Deutschen Bahn AG, dass sie in Eislingen unbedingt einen zweiten Ticketautomaten aufstellt. „Am besten wäre, wenn ein solcher auf die Nutzung im Nahverkehr begrenzt würde und den sogenannten Expresskauf von Fahrkarten ermöglichen würde“, verlangt Kraus.

In diesem Zusammenhang wies Kraus auch auf das sogenannte Regio-Ticket hin, mit dem Fahrten zu Zielen bis 50 km und zurück für den ermäßigten Preis von 10 Euro möglich sind. Allerdings muss die Startzeit nach 9 Uhr liegen. Nur wenige Bahnkunden kennen dieses Angebot, weil es, so Kraus, unverständlicherweise von der Bahn nicht offensiv beworben werde und im neuen Ticketautomaten nur zu finden sei, wenn man Insiderkenntnisse besitze.

Es hat sich herausgestellt, dass ein weiterer Bedarf für die Erläuterung des neuen Ticketautomaten besteht, weshalb Harald Kraus am Mittwoch, 12. August 2009, eine weitere Unterweisung kostenlos und ehrenamtlich anbietet. Interessenten können unter Tel. 07161/817504 oder 017641212655 einen individuellen Termin vereinbaren.