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SPD: „Atomausstieg ist vernünftig und unumkehrbar“

Das Thema beim Roten Treff im Grünen Baum

08.8.2009 - Harald Kraus

 

Nach Ansicht des SPD-Ortsvereins Eislingen darf am sogenannten Atom-Kompromiss nicht gerüttelt werden. Dies unterstrich der SPD-Fraktionsvorsitzende im Eislinger Gemeinderat, Peter Ritz, beim jüngsten „Roten Treff“ der Eislinger Sozialdemokraten. Er wies die von der Industrie behaupteten ökologischen Vorteile der Kernkraft als unzutreffend zurück.

„Zahlreiche Probleme, die durch den Betrieb von Kernkraftwerken entstanden und immer wieder neu entstehen, sind nicht zuverlässig und umfassend gelöst worden“, betonte der SPD-Kommunalpolitiker. Vor allem wäre eine nachhaltige und risikofreie Entsorgung von Atommüll nach wie vor nicht sicher gewährleistet. „Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Kernkraftwerke auch heute nicht absolut sicher sind“, fügte Ritz hinzu und meinte, dass das Risiko eines großen Kernkraftwerksunfalls nicht hingenommen werden dürfe. Ritz verwies auf die Gefährdungen durch die Kernkraft und nannte als Beispiel die Tschernobyl-Katastrophe, die sich seiner Auffassung nach auch bei anderen Kraftwerken wiederholen könne.

Durch den Betrieb von Kernkraftwerken, so Ritz weiter, entstünde pro Jahr ein Volumen von 500 Tonnen radioaktivem Atommüll, welcher wegen der langen Halbwertzeit noch Jahrhunderte strahlen würde. „Angesichts der Tatsache, dass 2007 zeitweise sieben von 17 Atomkraftwerken reparaturbedingt stillgelegt waren und dennoch deutsche Energie noch exportiert werden konnte, kann man auf die Atomkraft verzichten“, stellte Ritz fest. Der Anteil des Atomstroms sei außerdem auf 22,2 Prozent gesunken. Mit Phantasie und Innovation könne es gelingen, eine Versorgungs-Lücke – deren Entstehen von Experten allerdings entschieden bestritten werde - mit regenerativem Strom zu schließen, dessen Anteil über die gegenwärtigen 13,7 Prozent hinaus massiv gesteigert werden müsse.

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass Deutschland den Brennstoff Uran vollständig importieren müsste, da seit 1991 praktisch kein Uran mehr gefördert wird. „Atomstrom ist keine heimische Energiequelle mehr“, fügte Hans-Ulrich Weidmann hinzu. Außerdem würden zwei Drittel der Welt-Uran-Produktion in der Hand von vier großen Bergwerksunternehmen liegen. „Die Abhängigkeit, in die man sich begeben würde, wäre deshalb enorm“, lautete die Einschätzung von Stadträtin Dr. Heide Kottmann.

Als weiteres Argument führte Stadtrat Bruno Mörixbauer an, dass der Uranabbau die Lebensgrundlagen von Zehntausenden zerstöre und das ohnehin nicht ausreichend vorhandene Wasser vergifte. Der namibische Wasserversorger habe kürzlich vorgerechnet, dass bei Inbetriebnahme der geplanten Uranminen in Namibia jährlich 54 Millionen Kubikmeter Wasser für die Trinkwasserversorgung nicht mehr zur Verfügung stünden. Mörixbauer warnte davor, dass die entstehenden Giftschlämme die Menschen und ihre Umwelt drastisch gefährdeten.

Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hartmut Komm erinnerte daran, dass wissenschaftlich bewiesen sei, dass Uranbergbau Krebs verursache, sogenannte tote Erde hinterlasse und die Krebsgefahr, vor allem für Kinder in der Nähe von Kernkraftwerken, fünf Mal höher sei als im bundesweiten Durchschnitt.

„Die behauptete Klimafreundlichkeit von Kernkraft ist schlicht eine Lüge“, sagte Ritz zum Abschluss der Diskussion. Deshalb sei der Ausstieg aus der Kernkraft vernünftig, dringend notwendig und unumkehrbar. „Das Licht geht trotz Atomausstieg nicht aus“, stellte Marlis Wahl beruhigt fest. Ritz fügte hinzu, dass es tragfähige Alternativen zur Kernkraft gäbe, zum Beispiel die Initiative von Bürgerinnen und Bürgern in Schönau im Südschwarzwald, die das Stromnetz ihrer Stadt übernommen hätten und heute tausende von Haushalten bundesweit „atomstromlos und klimafreundlich“ mit ihren dezentralen und bürgereigenen Ökokraftwerken versorgen würden.