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Chorkonzert mit der camerata nova in der Christuskirche, 23.11.2014, 18 h

Hugo Distlers „Totentanz“ für Chor und Sprecher mit Bildern

12.11.2014 - Christuskirche

 

Für das nächste Konzert in der Eislinger Christuskirche am Totensonntag, den 23.11., 18 h, konnte der junge süddeutsche Kammerchor camerata nova unter der Leitung von Peter Kranefoed gewonnen werden. Kranefoed war schon einmal als Organist in der Christuskirche zu Gast und wird diesmal mit seinem Kammerchor ein a-cappella-Programm darbieten, welches Werke von Leonhard Lechner, Heinrich Schütz und Hugo Distler beinhaltet.
Zur Aufführung kommen die „Deutschen Sprüche von Leben und Tod“ von Leonhard Lechner (ca.1553-1606) sowie die Motette „Selig sind die Toten“ von Heinrich Schütz. Zentrales Werk des Abends aber ist der „Totentanz“ – eine Motette in 14 Teilen für Chor a cappella von Hugo Distler (1908-1942).
Leonhard Lechner, der von 1589 bis 1606 Hofkomponist und Hofkapellmeister am württembergischen Hofe war, komponierte in Stuttgart seine „Deutschen Sprüche von Leben und Tod.“ In fünfzehn kurzen Chorsätzen umreißt der Komponist die Hinfälligkeit alles Irdischen und die Unbeständigkeit der Sterne und der Jahreszeiten. So „reisen wir Menschen, gleich armen Waisen, mit Sorgen, ungewiss, wo morgen.“ Dem Hinweis auf einen unvorhersehbaren Tod folgt der Rat Lechners, geduldig auf das Ende zu warten, welches ohnehin in Gottes Hand liegt. Man solle sich weder unnötig absichern oder zu sehr seinem Glücke vertrauen, noch sich der Trübsal hingeben. Weil sich das Schicksal so unvermittelt wende, solle man sich zu Gotte kehren, denn er wird sich erbarmen und uns behüten und erretten. Auf das Leiden folgt ewige Freude. Ähnlich den Miniaturmalereien in spätmittelalterlichen Stundenbüchern hat Leonhard Lechner mit seinen Sprüchen undramatische, zur Nachdenklichkeit der Zuhörer anregende Andachtsbilder komponiert.
Hugo Distler, der ebenfalls in Stuttgart wirkte (er war Professor an der Musikhochschule) hat sich 1932 in Lübeck mit dem Thema eines Totentanzspiels beschäftigt, angeregt durch eine Aufführung von Leonhard Lechners „Sprüchen vom Leben und Tod“ sowie Heinrich Schützens Motette „Selig sind die Toten.“ Distler wirkte zu der Zeit in Lübeck an der Marienkirche, in welcher seit 1701 die Kopie eines Totentanz- Freskenzyklus‘ des mittelalterlichen Malers Bernt Notke hing.
Als Chor-Motette zum Totensonntag besteht auch Distlers Totentanz aus vierzehn kurzen Chorsätzen, jedoch bedient sich der Komponist als Textgrundlage einiger Verse aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ des barocken Lyrikers Angelus Silesius (= Johannes Scheffler). In den meisten der Chorsprüche wird der Mensch direkt angesprochen und in vielfältigen Perspektiven auf die Unsicherheit in seinem Leben verwiesen. Ähnlich wie bei Lechner münden die Texte in Ermahnungen und in der Aufforderung, sich zu Gott zu wenden.
Zwischen seine Chorsätze setzte Distler knappe Dialog-Texte, von Johannes Klöcking, in denen der Tod Personen der verschiedenen Stände anspricht (Kaiser, Bischof, Kaufmann, Landsknecht, Schiffer etc.) und sie zum Tanze auffordert.
Die Dialoge werden im Eislinger Konzert von dem Stuttgarter Sprecher Markus Anders sowie von Ensemblemitgliedern gesprochen. Außerdem erklingen Variationen über das alte Lied „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“ für Soloflöte. Peter Kranefoed, Leiter des Ensembles und Organist, wird zudem passende Choralvorspiele von Johannes Brahms auf der spätromantischen Orgel der Christuskirche zu Gehör bringen.
Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.

Der "junge süddeutsche Kammerchor" camerata nova