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'Lieblich Engelspiel' bei der Abendmusik in der Christuskirche Eislingen

Sung-Rim Park, Angermünde, musizierte am Totensonntag, 21.11.2021

24.11.2021 - Christuskirche

 

Anknüpfend an die gute Tradition, dass am „Totensonntag“ – auch „Ewigkeitssonntag“, nicht nur im Gottesdienst, sondern auch am frühen Abend meditative Musiken erklingen, fand am Sonntag, 21. November 2021, ein solches Gedenkmusizieren mit reichhaltigen Orgel-Solostücken von Spätrenaissance bis zur zeitgenössischen Epoche – ca. 1950 – in der Eislinger Christuskirche statt.
Kirchengemeinderätin Ingrid Sing konnte herzlich die Künstlerin Sung-Rim Park (geboren 1976 in Seoul/Südkorea) im Namen der Kirchenmusikfreunde der Christuskirchengemeinde begrüßen. Sung-Rim Park hat durch persönlichen Kontakt des früheren Organisten Walter Blum den weiten Weg von Angermünde hier nach Eislingen gefunden. Dort im hohen Norden ist Park an der Joachim-Wagner-Orgel (von 1744) als Kirchenmusikerin tätig.
Souverän bewältigte sie den ersten Programmschwerpunkt durch gekonntes Musizieren der „Fantasia cromatica“ im wohlklingenden Prinzipalklang, wie auch des Variationswerks „Mein junges Leben hat ein End“ in ruhigem, resignierendem Klangcharakter des niederländischen Orgelmeisters Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621), der die sogenannte „Liederschule“ durch sein Wirken in jener Zeit etabliert hat.
Sehr passend zu den Musik-Kostbarkeiten rezitierte Ulla Reyle (Tübingen) den Text des 90. Psalms („Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen), auch in zeitgemäßer Fassung.
Von Johann Sebastian Bach spielte die Künstlerin Park seine Choralbearbeitung (BWV 665) „Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand“ mit kraftvoller Registrierung der spätromantischen Link-Mühleisen-Orgel. Wie auch bei der anfänglichen chromatischen Fantasie waren chromatische Passagen zu hören. Nach der ruhigen Choralbearbeitung über „Schmücke dich, o liebe Seele“ von Johannes Brahms (opus 122/5) folgte die in markanten Abschnitten gegliederte „Sonate in A-Dur“ (opus 65/3) von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), die ja innerhalb des bewegten Werkteils den Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ hervortreten lässt. Ein wahrhaftiges Kunstgebilde dieses Großmeisters der Romantik.
Natürlich in Gedenken an das 1700jährige jüdische Leben in Deutschland folgte eine weitere musikalische Kostbarkeit, ebenfalls aus der Romantik-Epoche. Die Orgelkünstlerin Sung-Rim Park ließ das „Präludium in A-Dur“ für Orgel zum Gedenken an Pessach von Louis Lewandowski (1821-1894) mit kräftigen Registern erklingen.
Nach einer weiteren Lesung durch Ulla Reyle erklang mit dem wohlklingenden Oboen-Register auf dem wunderbaren historischen Instrument in der Christuskirche die „Cantilene“ aus der „Sonate d-moll, opus 148, des deutschen Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901). Mit der ruhigen Klangwelt des 1897 gebürtigen Johannes Weyrauch über die Melodie „Ich weiß ein lieblich Engelspiel“ beschloss die Künstlerin, die u.a. bei Thomas-Organist Ullrich Böhme in Leipzig studiert hat, den meditativen Abend in angemessener Art, die den anwesenden Zuhörer/-innen viel Zuversicht mit auf den Weg gab. (Eckhart Naumann)