zurück zur TITELSEITE   

DRUCKANSICHT

www.eislingen-online.de

 

Der Fischer und seine Frau - Märchenfilm am Samstag, 29. April 2023

Christuskirche Eislingen

01.5.2023 - Christuskirche

 

Vergangenen Samstag, 29. April 2023, fand in der Eislinger Christuskirche ein ungewöhnliches „Miteinander“ statt. Es handelte sich um die Märchenrezitation der Grimm’schen Erzählung „Vom Fischer und seiner Frau“. Dies bewältigte Doris Gummel – ihres Zeichens erfahrene Grundschul-Lehrerin – auf vorzügliche Art und Weise, indem sie mit ihrer differenzierenden Sprechweise die ganze Dramatik dieses bekannten Märchens der Gebrüder Grimm zum Ausdruck brachte. Das Märchen erzählt von einem Fischer, der sich den Wünschen seiner Frau Ilsebill nicht zu widersetzen traut und immer wieder den Butt, einen verwunschenen Prinzen, zu Hilfe ruft: Ob immer mehr im Leben auch immer besser ist und ob Gefühle daran zerbrechen können, ist das zentrale Thema. Der Höhenflug Ilsebill’s endet am Schluss jedenfalls wieder vor dem beschaulichen Häuschen am Meer. Dies konnte der aufmerksame Konzertbesucher im ausgeteilten Programmheft nachlesen. Ergänzend wurde ein passender Film zum oben genannten Märchen gezeigt, sodass die akustisch-rezitatorischen Signale durch die optischen Signalabläufe verstärkt wurden.
Natürlich konnte Kirchengemeinderätin Ingrid Sing anfangs neben der Märchenerzählerin D. Gummel den musikalischen Gegenpol des Konzertes in der Person von Bezirkskantor Thomas Rapp von der Stadtkirche Geislingen herzlich begrüßen. Der Künstler Rapp entpuppte sich als herausragender Improvisator auf „seinem“ Instrument, der historischen Link-Mühleisen-Orgel. Er erlernte seine fundierte Improvisationskunst bei Hans–Martin Corrinth. Manchem Konzert-besucher war er noch bestens in Erinnerung von einem Konzert für Orgel und Trompete im Oktober 2021.

Hier in Eislingen erinnert man sich außerdem noch lebhaft an improvisierte Orgelmusik von Professor Mayr (Stuttgart) zum amerikanischen Film „Der General“. Doch hier nun Orgelmusik zum oben genannten Märchen. Auch dies war bestens möglich, wenn auch wesentlich kürzer im rezitatorisch-orgelmusikalischen Ablauf. Thomas Rapp zeigte nebst höchster technischer Virtuosität seine Fähigkeit, den durch Doris Gummel vorgetragenen Märchentext in klanglicher Umsetzung durch flinke Registerwahl von pianissimo bis fortissimo zu verwirklichen. Rapp ließ z.B. verhaltene Streicher-, Flöten und Oboenklänge und je nach dramatischer Intensität des Märchentextes kräftige Prinzipalklänge in 8‘-, 4‘- und 2‘-Fußlage unter Hinzuziehung von Trompeten- und Posaunenklängen ertönen.
Die Grundlage für solch meisterhafte Realisierung durch den Künstler schufen eigens hergestellte Bilder von der einfachen Fischerhütte bis hin zum prunkvollen Schloss. Bilder vom Meer – mal ruhig dahinfließend und mal dramatisch aufgewühlt - und dazu Darstellungen der maßlosen Ilsebill mit ihren hochtrabenden Wünschen – von Königin, Kaiserin und Päpstin – und ihrem bescheidenen Mann als Ansprechpartner des Butts wurden durch Kinderkirch-Mitarbeiter der Geislinger Stadtkirche in liebevoller, ca. 20-stündiger Pionier-Arbeit angefertigt.
Insgesamt war - bei aller Kompaktheit - alles rezitatorisch und musikalisch eine große Meisterleistung, die durch herzhaften Applaus belohnt wurde. Thomas Rapp lud anschließend interessierte, große und kleine Konzertbesucher-/innen noch auf die Empore der Christuskirche ein, um einen Blick auf das historische Instrument und dessen „Innenleben“ zu werfen. Dies wurde sehr gerne angenommen, bevor man sich zur Stärkung mit Waffeln als Ausklang im Gemeindehaus einfinden konnte. (Eckhart Naumann)

Thomas Rapp, Bezirkskantor, Stadtkirche Geislingen