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Gesunde Verhältnisse

-Woche für das Leben-

27.4.2010 - Kolpingsfamilie Eislingen Gerhard Frank

 

Die Woche für das Leben ist eine jährliche Initiative der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Unter dem Jahresmotto „Gesunde Verhältnisse“ finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen statt, 2010 schon im zwanzigsten Jahr.

Diakon Siegfried Riedmüller konnte als Hausherr neben seinem evangelischen Amtsbruder Tino Hilsenbeck von der Christuskirche, Heide Daiß und Dieter Kauderer als Referenten im Kolpingheim Eislingen begrüßen.
Frau Heide Daiß ist seit Oktober 2009 Leiterin der Informations-Anlauf- und Vermittlungsstelle (IAV-Stelle) welche räumlich im Altenzentrum St.Elisabeth angesiedelt ist. Dieter Kauderer ist Leiter des Schul-, Sozial- und Liegenschaftsamtes der Stadt Eislingen.

Ausgehend von dem Lied „Gott gab uns Atem, Gott gab uns Ohren, Gott gab uns Hände…“ spannte Diakon Hilsenbeck den Bogen zum Begriff „gesunde Verhältnisse“. Nicht nur körperliche Gesundheit bewirkt gesunde Verhältnisse, das Achten auf den Mitmenschen, die Solidarität mit ihm und Gerechtigkeit gehört zwingend dazu. Am Beispiel des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter macht er diese Haltung deutlich, nicht wegschauen, mit-leiden, zupacken, helfen.

Heide Daiß stellt sich und ihre Arbeit vor. Ihre Aufgabe ist es, Fragen der Hilfe suchenden zu klären und Kontakte zu anderen Diensten – wie ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen und Ärzten – herzustellen und mit ihnen die erforderlichen Schritte zu planen. Diese Hilfe ist kostenlos und ungeachtet der Konfession und Religion. Die Fragen der Hilfesuchenden reichen von allgemeinen Fragen zur Pflege zu Hause, welcher Pflegedienst kann beauftragt werden, wo kann Essen auf Rädern bestellt werden, über Leistungen der Pflegeversicherung, wie kann der Antrag auf Einstufung gestellt werden, was hat es mit dem Pflegegeld und den Pflegesachleistungen auf sich, bis hin zu General- und Vorsorgevollmacht, und letztendlich zur Heimunterbringung, wenn die Versorgung zu Hause nicht mehr möglich ist.
Zur Definition von Gesundheit zitiert Heide Daiß eine Aussage der Welt-Gesundheitsorganisation: Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens, und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Deshalb ist ein gut funktionierendes soziales Netzwerk so wichtig, das den Menschen im Notfall auffangen kann. Dass Gesundheit auch etwas mit Geld und Reichtum zu tun hat, belegt eine Statistik, nach der finanziell Gesicherte in Deutschland durchschnittlich neun Jahre länger leben als Arme. Informationsveranstaltungen, bei denen auf Hilfen wie die Caritas, auf kostenlose Vorsorgemaßnamen, Schutzimpfungen, Gesundheitsuntersuchungen und die Krankenbehandlung hingewiesen wird, könnten hilfreich sein. Kurse zur häuslichen Krankenpflege gehören auch zu einem Netzwerk und helfen dem Kranken wie auch dem Pflegenden. Um der Vereinsamung von Mitbürgern entgegen zu wirken wäre ein Seniorentreff nützlich, besonders wichtig und hilfreich ist aber die Aufmerksamkeit aller Bürger, damit die Vereinsamung auch erkannt wird. Schon ein Lächeln, das es ganz umsonst gibt, kann einem einsamen Menschen viel bedeuten.

Dieter Kauderer beleuchtet die soziale Komponente von Gesundheit und Wohlbefinden. Wichtige Faktoren sind Arbeit, Arbeitsplatzverlust, das Selbstwertgefühl der Betroffenen, so liegt beispielsweise die Rückfallquote bei Suchtkranken um 30 % höher, wenn sie keine Arbeit haben. Es herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung große Unsicherheit, viele wissen nicht wie es beruflich und finanziell weiter geht. Für Personen die sich längere Zeit in den finanziell unteren Schichten befinden ist es fast nicht mehr möglich den Wiederaufstieg zu schaffen. Dieter Kauderer zitiert Ernst Bloch:“Wenn das Geld nicht mehr reicht, müssen es die Armen richten“. Es kommen viele prekäre Lebenslagen zusammen, Arbeit, Zeitarbeit, Bildung, Wohnung, Gesundheit. Am meisten sind große Familien, allein Erziehende, Migranten, und Langzeitarbeitslose betroffen. Im Landkreis Göppingen mussten im Jahr 2008
9714 Personen mit Hartz 4 auskommen, davon 2887 Kinder. Kinderarmut führt häufig zu schlechteren Bildungs- und Berufschancen. Sprachförderung im Vorschulalter, Schulsozialarbeit, Ganztagesangebote an den Schulen mit Hausaufgabenbetreuung, soll dieser Entwicklung entgegen wirken. Die Stadt Eislingen sei mit diesen Angeboten wesentlich besser aufgestellt als viele andere Kommunen. Mit der Aktion „Schulstart ohne Not“ werden bedürftige Kinder von der Kommune, der Caritas und anderen kirchlichen Einrichtungen mit Sachleistungen unterstützt. Dass alle diese Probleme in den Familien Auswirkungen auf die Gesundheit haben liegt auf der Hand. Gesundheit kann man sich zwar nicht erkaufen, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesundheit sind jedoch stark abhängig von den finanziellen Möglichkeiten. (Igel) Die Sozialsysteme werden immer mehr entsolidarisiert.

Nicht geplant, aber sehr gut passend zum Thema Solidarität, war der Besuch einer kleinen Gruppe aus dem ländlichen Raum die für den Kauf fairer Milch werben wollten. Gerne wurde ihr Anliegen angehört. Mit dem Logo der schwarz-rot-goldenen Kuh „Faironika“ wollen sie eine Milchproduktion und Vermarktung die fair zum Verbraucher, fair zum Landwirt, und fair zur Natur ist, erreichen.


 

 

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Eislingen

v.l. Tino Hilsenbeck, Heide Daiß, Dieter Kauderer, Siegfried Riedmüller


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